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Kinder, Jugend und Familie

Das Bayerische Rote Kreuz betreibt 333 Einrichtungen zur Kinder- und Schulkinderbetreuung im Freistaat. In allen Einrichtungen stehen die Bedürfnisse und Interessen der Kinder im Vordergrund. Tagtäglich werden über 19.000 Kinder in Einrichtungen des BRK betreut und 2210 pädagogische Mitarbeiter*innen des BRK tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass sich die Kinder wohlfühlen und kindgerecht aufwachsen.

Kinder unterschiedlicher Altersgruppen und Nationen kommen miteinander in Kontakt und können damit ihre Begegnungs- und Erfahrungsebenen erweitern. Die Bildung und Erziehung von Kindern zu begleiten, ist eine wertvolle Aufgabe, die aktuell vor besonderen Herausforderungen steht und nachhaltig optimiert werden muss. Neben den Kinder- und Schulkindbetreuungseinrichtungen hat das BRK ein vielseitiges Angebot zur Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien, wie beispielsweise Beratungsstellen, Familienzentren, Angebote der Jugendhilfe oder Mehrgenerationenhäuser.

Schließung der Finanzierungslücke Kitas

Aktuelle Situation:

Durch die seit Jahren bestehende defizitäre staatliche Förderung werden etwa 65 % der Betriebskosten durch die staatliche Förderung gedeckt, die verbleibenden
35 % müssen über kommunale Zuschüsse sowie Elternbeiträge ausgeglichen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Finanzkraft von Kommunen kommt es allerdings zu großen regionalen Unterschieden, wodurch sich auch das entsprechende Trägerrisiko erhöht. Durch die mit der Inflation einhergehenden Betriebskostensteigerungen dynamisiert sich diese Belastung bei den Trägern noch zusätzlich.

Vorschlag:

Die zeitnahe Lösung der defizitären Finanzierungssituation der Kita-Landschaft und die Erarbeitung von entsprechenden Lösungen muss im Regierungsprogramm einer künftigen Staatsregierung verankert werden. Dabei ist eine Erhöhung der gesetzlichen Förderung zur Herstellung von flächendeckender Chancengleichheit notwendig. Ziel der Staatsregierung muss auch sein, eine auskömmliche Refinanzierung der Kindertageseinrichtungen in Bayern zu erreichen. Auf Einzelmaßnahmen sollte aufgrund des erheblichen Verwaltungsaufwands verzichtet werden, die Schließung der Finanzierungslücke muss getrennt von weiteren Mitteln betrachtet werden.

Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Aktuelle Situation:

Es besteht ein hoher Fachkräftebedarf in der gesamten Kinder- und Jugendhilfe, vor allem im Bereich der Kindertagesbetreuung. Durch den gesetzlichen Ganztagsbetreuungsanspruch ab 2026 wird sich der Fachkräftemangel noch zusätzlich verschärfen.

Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung fehlen bis zu 100.000 Fachkräfte zur Umsetzung des Betreuungsanspruchs. Es wird erwartet, dass die Betreuungsquote von aktuell 55 % auf 80 % steigen wird.

Vorschlag:

Wir erwarten Maßnahmen zur Adressierung des Fachkräftemangels in den Feldern der Sozialen Arbeit, insbesondere Kindertageseinrichtungen und Schulkindbetreuung.

Springerpools für Kitas, ähnlich wie im Pilotprojekt Springermodell für Pflegeeinrichtungen (StMGP), könnten ein Lösungsansatz sein. Hierfür wäre eine besondere Refinanzierung durch das StMAS notwendig, um eine zusätzliche finanzielle Belastung der Träger zu vermeiden.

Weitere Lösungen sind die Vereinfachung und die Entbürokratisierung bei Anerkennungsprozessen von ausländischen Qualifikationen und die  Erarbeitung einer Landesstrategie für Fachkräftegewinnung in der Kinder- und Jugendhilfe sowie gezielte landesweite Anwerbekampagnen für die betreffenden Arbeitsfelder. Hierzu gehört auch die Ausweitung von Angeboten zur Berufsorientierung. Auch im Rahmen der Aus- und Weiterbildung müssen Veränderungen stattfinden.

Das neue Qualifizierungskonzept für Kita-Personal des StMAS ist ein wichtiger Schritt, es fehlt allerdings die Deckung der dabei entstehenden Kosten für die Träger.

Förderung von Ganztagsbetreuungsangeboten

Aktuelle Situation:

Ab 2026 soll der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule schrittweise eingeführt werden. Der flächendeckende und bedarfsgerechte Ausbau von Ganztagsangeboten in allen Schularten ist ein vorrangiges Ziel der Bayerischen Staatsregierung.

Die Umsetzung ist aufgrund unzureichender finanzieller Förderung und des Personalmangels stark gefährdet, da der dadurch bedingte hohe Einsatz von Eigenmitteln für die Träger keine verlässliche Grundlage für den Aufbau von Ganztagsangeboten darstellt.

Vorschlag:

Hinsichtlich des Ausbaus von Ganztagsangeboten müssen die Träger finanziell entlastet werden. Dringend notwendig ist in diesem Zusammenhang eine signifikante Anhebung der Pauschalen bereits ab dem Schuljahr 2023, auch der Verzicht auf den Einsatz von Eigenmitteln für die Träger und die Anpassung der Qualifizierungsmodule an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zum Einsatz in der Ganztagsbetreuung. Für die Umsetzung des GaföGs und den damit verbundenen Ausbau der Angebote in Bayern müssen dringend notwendige finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Ausbau Förderprogramme im Bereich Digitalisierung

Aktuelle Situation:

Digitale Teilhabe bedeutet soziale Teilhabe und damit auch die Förderung von Chancengleichheit. Aktuell ist diese Teilhabe speziell in der Kinder- und Jugendhilfe nicht gegeben.

Vorschlag:

Wir erwarten den Ausbau von Förderprogrammen in Bezug auf Digitalisierung speziell in der Kinder- und Jugendhilfe zur Verbesserung der digitalen Teilhabe in der frühkindlichen Bildung sowie im Jugendalter. Investitionen in technisch notwendige Grundausstattungen müssen getätigt werden. Dabei geht es um eine breite und niedrigschwellige Know-how-Aneignung für alle interessierten Kräfte in der Kindertages- und Schulkindbetreuung, um auf wachsende Anforderungen in diesen Tätigkeitsfeldern zu reagieren.

Hierbei müssen auch Kinder und Jugendliche partizipativ miteingebunden werden.