Zeitzeugen-Projekt: Januar-Blog
Im Laufe der Jahrzehnte gab es viele Fortschritte in der Arbeitsweise im Roten Kreuz. Im Rahmen des Zeitzeugenprojekts stößt man immer wieder auf unglaubliche Geschichten, die man besonders aus heutiger Sicht nicht für möglich halten würde.
Zu hören, wie wenig man eigentlich braucht, um Menschen zu helfen regt zum Nachdenken an und lässt einem bewusst werden, welchen Luxus wir eigentlich als Standard bezeichnen. Durch die Arbeit im Zeitzeugenprojekt erhält man eine neue Perspektive auf die heutige Technik. Beispielsweise Smartphones, Computer oder Fernseher erscheinen heute unverzichtbar im Alltag. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass ein Leben ohne digitale Technik vor ein paar Jahrzehnten Normalität war, die gleichen Aufgaben bewältigt wurden und für die gleichen Probleme Lösungen gefunden wurden. Natürlich hat sich die Art der Probleme auch mitentwickelt, trotzdem sind wir heute in einer deutlich besseren Ausgangssituation.
Diese kleinen Annekdoten, die ich alle schon im neuen Jahr hören durfte, können meinen Punkt sicher besser veranschaulichen.
Parallel zum Krieg in Vietnam ging die politische Unruhe Anfang der 70er Jahre auch auf das Nachbarland Kambodscha über und ließ einen schrecklichen Bürgerkrieg entflammen. Das dadurch entstandene Leid und Elend ließ vielen Kambodschandern keine andere Wahl als die Flucht aus ihrer Heimat. Das Rote Kreuz bemühte sich, die nötige medizinische Versorgung vor Ort zu sichern und errichtete eine Hilfsstation in Thailand. Die unterschiedlichen nationalen Rotkreuz-Gesellschaften übernahmen unterschiedliche Fachbereiche. So lag z.B. die Chirurgie in den Händen des Deutschen Roten Kreuzes, während beispielsweise die französischen Kollegen die Verantwortung für die Geburten übernahmen. Die Möglichkeiten dort vor Ort waren eher begrenzt und für deutsche Standards sehr abenteuerlich. Doch in der Not wird der Mensch erfinderisch und improvisiert.
So sieht man hier einen Krankentransport im Flüchtlingslager.
Auch fanden beispielsweise Operationen anfangs noch in Zelten statt, während später ein eigenes Krankenhaus aus Bambus errichtet wurde, das regelmäßig von außen gewässert werden musste, um den staubigen Sand draußen zu halten und somit die Hygiene möglichst gut gewährleisten zu können.
Was aus heutiger Sicht vielleicht wie ein Albtraum klingt, hat damals aber hunderte, wenn nicht abertausende Leben gerettet.
Die Bergwacht hat beispielsweise schon lange vor der Zeit der modernen Mittel Menschen am Berg gerettet. Um möglichst schnell beim Patienten zu sein, konnte man keine schwere Ausrüstung mitführen. Also lief es oft daraus hinaus, dass einfach vor Ort am Berg einige Fichtenzweige und Seile zu einer Art Schlitten „zusammengeschustert“ wurden. Wenn möglich wurden noch ein paar Ski in die Konstruktion mit eingearbeitet. Irgendwie sind diese Krankentansporte aber auch im Tal angekommen und dem Verunglückten Wanderer konnte geholfen werden.